Historisches – Die Entstehung von Aktien und Wertpapieren

Die Entstehung der Aktie und somit der Aktiengesellschaft ist auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen. Kaufmännische Zusammenschlüsse im Bereich des Überseehandels entstanden damals unter dem Aspekt, die Risiken und die hohen Kosten für die Schiffsausrüstungen nicht mehr alleine tragen zu wollen. Die erste Aktiengesellschaft der Welt entstand so 1602 durch den Zusammenschluss zahlreicher holländischer Reeder zur "Vereinigten Ost-Indischen Compagnie". Die damaligen Aktionäre bekamen ihre Dividende noch in Gestalt von Pfeffersäcken ausbezahlt. Ähnlich erging es den Aktionären der im Jahre 1670 gegründeten "Hudson Bay Company", sie erhielten Nerzfelle. Auf der ersten Hauptversammlung wurden sie vom Präsidenten als "Meine Herren Abenteurer" angesprochen, was den Pioniergeist und das Risiko aufzeigt, das damals in jenen Investitionen steckte. 

Die älteste heute noch vorhandene Urkunde ist eine Aktie der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie, die 1602 gegründet worden ist. Noch vor der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie waren im Jahre 1401 die Girobank in Barcelona, die Casa di San Giorgio in Genua (St. Georgsbank, 1408) und im Jahre 1508 die Levante-Compagnie in England gegründet worden. Nach dem Vorbild der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie entstanden dann in einem wahren Gründungsboom viele weitere Gesellschaften in vielen Ländern der Welt. Sie alle entstanden aus dem Wunsch, Risiken auf eine große Anzahl von Kapitaleignern zu verteilen. Schiffseigner zu Zeiten der Ostindischen Compagnie brachten beispielsweise ihre Schiffe in die Gesellschaft ein und erhielten dafür einen bestimmten Anteil an der Gesellschaft. Am Gesamtergebnis der Gesellschaft waren sie entsprechend beteiligt und erhielten auch dann noch einen Ertrag, wenn ihr eigenes Schiff verloren ging.

Zwei Jahrhunderte später, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, hatten die Aktie und die Aktiengesellschaft schon weit mehr Ähnlichkeit mit den Wertpapieren unserer Zeit. Die rasche Folge Bahnbrechender Erfindungen und technischer Neuerungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und geeigneter Absatzmärkte trugen dazu bei, die Industrialisierung und damit auch die Entstehung von Kapitalgesellschaften voranzutreiben. Eine ganze Epoche erhielt so ihren Namen: die Gründerzeit. Besonders viele Neugründungen von Aktiengesellschaften gab es in der Zeit von ca. 1870 bis 1890.

Aktien werden von Aktiengesellschaften ausgegeben, also Firmen in Form von Kapitalgesellschaften, deren Gesellschafter (Aktionäre) mit ihren Einlagen am Grundkapital beteiligt sind. Dieses Grundkapital ist in eine bestimmte Anzahl Aktien aufgeteilt. Eine Aktie besteht aus einem Mantel (das ist die eigentliche Aktien-Urkunde) und in der Regel bei Inhaberaktien zusätzlich aus einem Couponbogen. Diese Couponbögen bestehen aus mehreren Abschnitten, die der Aktionär an die Gesellschaft schickt bzw. bei seiner Bank einreicht, um darauf seine Dividende zu erhalten. Im unteren Teil des Couponbogens ist noch ein Erneuerungsschein abgedruckt. Sind nämlich alle Coupons abgetrennt und im Laufe der Jahre verbraucht, fordert der Aktionär mit diesem Teil einen neuen Bogen an.

Es gibt folgende Arten von Aktien:

Inhaberaktie
Der Inhaber (Besitzer) ist wirtschaftlicher Eigentümer des Papiers.
Namensaktien
Diese Aktien sind auf den Namen des aktuellen Besitzers ausgestellt. In neuerer Zeit auch in Deutschland wieder sehr viel stärker verbreitet.
Vinkulierte Namensaktien
Sie werden häufig von Versicherungen eingesetzt. Die Übertragung auf einen neuen Besitzer kann nur durch Zustimmung der Gesellschaft erfolgen. Dadurch schützt sie sich vor fremden Einflüssen oder Übernahmen.
Stammaktie
Sie gewähren dem Aktionär das Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung und das Stimmrecht.
Vorzugsaktie
Der Aktionär verzichtet – meist für eine bevorzugte höhere Gewinnausschüttung – auf sein Stimmrecht in der Hauptversammlung. Vorzugsaktien sind nicht sehr verbreitet und hauptsächlich in Deutschland vorkommend.